„Im Dunkel die Farben des Regenbogens vereinen!“ Es mag diese Fähigkeit sein, die Finnland angeblich zum glücklichsten Land der Welt machen. Doch es ist die Schaffensmaxime von Jasmin Anoschkin, Jahrgang 1980, die mit fünf anderen Künstlern aus Finnland neue Arbeiten in der Galerie Marianne Heller ausstellt. „Kunst aus dem glücklichsten Land der Welt – Keramik, Glas, Schmuck“, so der Untertitel der Ausstellung, vertreten des weiteren Erna Aaltonen, Johanna Rytkölä, Pekka Paikkari, Heiki Viinikainen und Terhi Tolvanen.
Jasmin Anoschkin malt, zeichnet, arbeitet in Holz und Keramik. Händische bunte Objekte mit Namen wie My little Poro oder My little Rainbow Hairdo, Lila Koala, die lebensgroße, in Rottönen gefasste Holzskulptur eines Pferdes und ganze Serien von Aktzeichnungen, bezeugen eine ironisch gestimmte Energie und Vitalität, eine Fähigkeit, Gefühle, Gedanken, Ideen spontan in scheinbar naive Produkte umzusetzen mit Wurzeln in Folk Art, Pop Art, Spielzeug.
Gefäße sind das Thema der 1951 geborenen Erna Aaltonen, die wie Rytkölä und Paikkari bereits 2010 und 2014 von der Galeristin vorgestellt wurde. Aaltonen ist fasziniert von abstrakten, skulpturalen Formen, besonders der Idealform der Kugel, die sie nicht auf der Scheibe dreht, sondern aus dünnen bandartigen Streifen aus Steinzeug aufbaut. Deren fein strukturierte Oberflächen verhelfen dem Licht auf den gebrannten, monumental wirkenden Stücken zu eindrucksvollen Auftritten.
Satte, prunkvolle Farbigkeit, Eleganz und der rhythmische Aufbau verleihen den oft eindrucksvoll großen, übermannshohen Steinzeug-Skulpturen von Johanna Rytkölä, geboren 1956, eine geradezu musikalisch-tänzerische Präsenz. Diese geht aber genauso unmittelbar von kleineren Arbeiten wie etwa ihren Tango-Vasen aus. Gelegentlich klingt die Ornamentik des Jugendstils an. Leben ist Bewegung und die Freude daran vermitteln Rytköläs Werke. Kein Wunder, dass ihre Kunst auch öffentliche Räume in Tampere, Helsinki und Vantaa erobert hat.
Pekka Paikkari, Jahrgang 1960, ist bekannt geworden durch seine monumentalen Wandbilder und Objekte, zusammengesetzt aus unzähligen Fragmenten von Steinzeugplatten, deren Bruchlinien starke graphische Wirkungen erzeugen. Ihre Materialität erinnert auch an archäologische Funde. Zerbrochenes zu rekonstruieren, Ganzheit wiederherzustellen sowie die Dialektik von Verlust und Gewinn sind zentrale Themen Paikkaris. Damit geben die Werke Paikkaris auch Auskunft über die conditio humana.
Für den 1978 geborene Heikki Viinikainen wurde die Faszination für Glas zum Beruf. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst im Nuutajärvi Glass Village in der Kooperative Lasikomppania. In der waldreichen Gegend zwischen Turku und Tampere gelegen, war sie von 1793 bis 2014 die älteste Glashütte Finnlands. Nach Gründung seines eigenen Studios gestaltet Viinikainen Glas sowohl für den täglichen Gebrauch wie für Kunstobjekte und erforscht dessen physikalisches und formales Potenzial, um am Ende Material, Raum, Farbe und Licht in ein ideales Verhältnis zu überführen.
Die 1968 in Helsinki geborene Schmuckkünstlerin Terhi Tolvanen visualisiert in ihren Stücken die Beziehung zwischen Mensch und Natur. Eine wichtige Quelle ihrer Inspiration sind dabei ihre „roots“. „Meine Wurzeln und mein Weg, das ist es, das mich inspiriert.“ Ihr Leben auf dem Land in Frankreich erlaubt ihr, die Natur zu beobachten, die Farben, die Wachstumsprozesse, das Licht in unterschiedlichen Stimmungen. Gleichzeitig ist ihre Arbeit geprägt vom „holländischen Weg“, den sie bei ihrem Studium an der Rietveld Academie, kennen gelernt hat. Ein Leben in und mit der Natur, dazu Schmuck als Kunstform, damit kann man offensichtlich auch außerhalb Finnlands glücklich leben. Text: Joachim Utz
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Galerie Marianne Heller
Friedrich-Ebert-Anlage 2
69117 Heidelberg
Deutschland
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