Zwölf Jahre lang hat Brutto Gusto die Torstraße in Berlin Mitte mit der einzigartigen Mischung aus Kunstgalerie und Blumenladen belebt. Neben dem ständigen Angebot an Gefäßen und Skulpturen aus Keramik, Porzellan, Glas und Metall gab es mehrmals im Jahr Einzelausstellungen mit internationalen Größen wie den Keramikkünstlern Morten Løbner Espersen, Guido Geelen, Johannes Nagel oder Guido Sengle. Auf dem gleichen Niveau bewegte sich Geer Pouls, zuständig für diesen Galerie-Part, mit den Arbeiten von Glaskünstlern wie Ritsue Mishima oder Massimo Micheluzzi. Doch hat der Niederländer ebenso ein Gespür für originelle Vintage-Vasen oder überrascht mit den surrealistisch anmutenden Objekten einer Johanna Schweizer. Zu einem inspirierenden, sinnlichen Dialog zwischen Kunst und Natur wurde dies alles durch einen Tisch mit prächtigen Blumen oder Zweigen und dem floristischen Können seines Partners Takayuki Tomita.
Das komplette Programm gibt es seit November 2020 in den neuen Räumen der Wielandstraße 34 in Charlottenburg. Geer Pouls dazu: “Nach zwölf Jahren in Berlin-Mitte folgen wir den natürlichen zyklischen Bewegungen der Galerieszene und öffnen unsere Türen mit frischem Schwung an neuer Adresse in Charlottenburg. Dieser Anlass bietet uns die hervorragende Gelegenheit, eine Auswahl dessen zu präsentieren, was unseren Ruf geprägt hat ⎯ Gefäße/Skulpturen aus Keramik, Porzellan, Glas und Metall, allesamt von Künstlern, die die internationalen contemporary crafts wiederbeleben. Tradition mit einem Hauch von Nonkonformität.” Brutto Gusto, vor 32 Jahren in Rotterdam gegründet, wird also auch weiterhin “die Grenzen von Grenzen von Bildender Kunst, Kunsthandwerk und Hortikultur verwischen.”
Collagen und Assemblagen – Wietske van Leeuwen
Von Thimo te Duits
Wer kennt sie nicht, die Gemälde des Mailänder Renaissancemalers Giuseppe Archimboldo (ca. 1527 – 11. Juli 1595). Es sind spektakuläre Porträts – Frontalansichten und Bildnisse im Profil –, die Stück für Stück als Collagen aus Gemüse, Getreide, Obst, Fischen, Büchern oder Körben zusammengesetzt sind. Sein exzentrisches und humorvolles Werk war an Fürsten- und sogar Kaiserhöfen sehr geschätzt. Die Gemälde hielten Einzug in die Kunst- und Wunderkammer, wo sie eine willkommene Ergänzung zur vorhandenen Sammlung von Naturalia darstellten. Naturprodukte unterlagen der Verwesung, konnten jedoch in gemalter Form im Überblick der weltlichen Güter archiviert werden.
Jahrhundertelang verschwand die Collage aus dem Blickfeld, bis Dadaisten und Surrealisten wie Max Ernst (1898 – 1976) und René Magritte (1898 – 1967) dem Genre neues Leben einhauchten. Ernst verwendete seine Collagen unter anderem für Loplop, sein Alter Ego in Gestalt eines Vogels mit menschlichen Füßen. Magritte hat in zahlreichen Arbeiten auf Papier ausgeschnittene Druckerzeugnisse eingesetzt. Das Werk der Surrealisten hat eine ganze Bewegung in der jüngeren Kunstgeschichte ausgelöst, durch die aus der Collage ein selbstständiges Medium geworden ist.
Bereits seit Jahren schafft Wietske van Leeuwen (1965) keramische, dreidimensionale Collagen oder auch Assemblagen. Formloser Ton interessiert sie nicht. Sie muss zunächst Gegenstände und Früchte darin abformen, bevor sie zu Werke geht. Unter anderem verarbeitet sie Stile von Römergläsern, Muscheln, Zitronen und Paprikas, aber auch aufgerolltes Tauwerk und die Stile von Unkraut wie etwa Bärenklau. Die Objekte, die vor- und übereinander gestapelt werden, sind durchweg Schalen und Gefäße mit Deckeln. dadurch ist sie eine klassische Keramistin mit einem vollkommen eigenen Stil. Häufig vergleichen Autoren ihr Werk mit Patisserie, doch handelt sich bei ihren Stücken viel eher um Prunkobjekte, Tischschmuck, die wie Konversationsstücke funktionieren.
Verlängert bis 23. 04. 2021
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Brutto Gusto
Wielandstraße 34
10629 Berlin
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